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Erwecke Deine Heilende Sexuelle Alchemie

Wohl kaum ein Thema hat die Menschheit über die Jahrtausende hinweg so beschäftigt, wie der Spannungsbogen zwischen sexueller Lust und Fortpflanzung. Vor mehr als 3000 Jahren entdeckten die Chinesen, dass Männer multiple Orgasmen haben können, wenn sie den Samenerguss kontrollieren oder gar völlig vermeiden. Das Zurückhalten der Samenflüssigkeit bei der sexuellen Vereinigung war im alten China ein wohl gehütetes Geheimnis. Anfangs wurden diese Praktiken ausschließlich vom Kaiser und seinem engsten Kreis praktiziert. Später wurden sie vom Vater auf einen ausgewählten Sohn vererbt, aber allen weiblichen Familienmitgliedern vorenthalten. Beim Samen- und Ovar-Kungfu lernen Männer und Frauen, wie sie ihre sexuelle Energie auf die Bahn des Kleinen Kreislaufs lenken und umwandeln können. Bei jeder Ejakulation und bei jeder Menstruation, nimmt der Körper an, dass ein neues Leben gezeugt werden soll. Dem Tao zufolge opfern alle Organe und Drüsen hierzu ihre beste Energie, die als orgastische Energie bezeichnet wird.
Ein Mann ejakuliert laut Kinsey-Report durchschnittlich fünf- bis sechstausendmal während seines Lebens, manche Männer noch viel, viel öfter. Aus taoistischer Sicht verliert ein Mann hauptsächlich durch den Samenerguss Energie, während die Frau Energie durch die Menstruation, nicht durch den Orgasmus verliert. Frauen können etwa dreihundert bis fünfhundert Menstruationszyklen erleben. Jedes Sperma und jede Eizelle enthält hochwirksame, schöpferische Energie.
Jing Chi ist die feinstofflichste aller Energien, mit der ein Mensch geboren wird. Alle anderen Chi-Formen im Körper sind vom Jing, oder auch Ursprungs-Chi abhängig. Jing Chi wird durch das Zusam­men­wirken mit den Organen in Chi umgewandelt. Das Bewahren und Nähren des Jing Chi bildet die Grundlage des taoistischen Weges, es wird vor allem in den Nieren, den Samen und Eizellen gespeichert.
Ching Chi ist die sexuelle Essenz, es wird in den Sexualorganen gebildet. Bei Frauen ist es die Energie der Eierstöcke, bei Männern die des Samens. Ching Chi ist dichter als Chi, bewegt sich im Körper langsamer, es nährt bei Bewegung im Körper die Organe.
Die Kultivierung des Ching Chi, welches in unseren "Liebesorganen" bewegt wird ist eine der wenigen Wege, um unseren Bestand  - unser Chi Konto sozusagen - wieder aufzufüllen. Eng verbunden mit dem Drüsensystem können unsere Geschlechtsorgane große Mengen von Sexualenergie erzeugen, eine äußerst feurige Energie, kraftvoll, lebendig - aber nicht von Dauer. Um sie zu speichern, muss sie zu den Organen geleitet werden und darf nicht ausschließlich in den Sexualorganen bleiben oder "vergeudet"; d.h. ohne sie zu zirkulieren; entladen werden.

Störungen des Sexuallebens, wie frühzeitiger Samenerguss, Erektionsstörungen, Impotenz, Prostatabeschwerden,  Menstruationsbeschwerden, Organsenkungen und Hormonschwankungen können mit den Praktiken der Heilenden Liebe gelindert, wenn nicht sogar aufgelöst werden. Die meisten Männer sind sexuell schwächer als Frauen, verlieren sie doch bei gleicher, sexueller Aktivität mehr Energie als die Frauen. Das sexuelle Ungleichgewicht zwischen Mann und Frau ist offensichtlich. Die Frau kann ihren Mann solange in sich aufnehmen, wie sie will.
Die Taoisten sagen deshalb, ihre Yin-Essenz ist nahezu unerschöpflich. Die körperliche Liebeskraft des Mannes jedoch wird durch die Energiemenge begrenzt, die ihm für seine Erektion und Ejakulation zur Verfügung steht.
Die Auswirkungen, die dieses biologische Ur-Ungleichgewicht auf die Mann-Frau-Beziehung hat, sind enorm. Eine wahre Kettenreaktion, von der Ehe über das Verhältnis zur Arbeit, bis zu den kulturell bedingten Rollen, die wir uns zulegen. Auch die geistig-spirituellen Modelle, an denen wir unsere Selbst­­entfaltung und unser inneres Wachstum orientieren, werden hiervon berührt.
In der Tiefe ihres Herzens begegnen Männer der unerschöpflichen Sexualkraft der Frau mit ebenso viel Furcht wie Faszination. Vielleicht ist diese sexuelle Verunsicherung auch der Grund, warum Männer zu allen Zeiten und in jeder Kultur danach getrachtet haben, die Frau körperlich, politisch, finanziell, intellektuell und religiös zu unterdrücken.
Der Weg zu äußerer Schönheit durch innere Bewusstheit, das ist eines der zu erwartenden Ergeb­nisse, praktiziert man einige Zeit die taoistischen Lehren. Neben einem vermehrt ruhigeren, emotionalen Verhalten bemerkt man die Wirksamkeit taoistischer Praxis am ehesten an der zunehmen­den Abwesenheit von Beschwerden. Weniger Schlaf, bessere Verdauung, erfüllterer Sex und grund­sätzlich bessere Laune steigern unsere Lebensqualität deutlich.

Wolfgang Heuhsen (2012)